STIFTLANDBOTE, 7. März 1990

Mähring: Begegnung an der Grenze
MÄHRING. - Der Schlagbaum am Grenzübergang Mähring-Boroumov war am Sonntagvormittag für den Vorstand der Interessengemeinschaft "Zur Wiederöffnung des Grenzübergangs Mähring" geöffnet. Mit drei Personenwagen passierte eine neunköpfige Delegation die Grenze. Bürgermeister Karl Bach war auf Einladung der Interessengemeinschaft mit dabei. Im  Mittelpunkt der Fahrt standen Gespräche mit dem Promenhofer Bürgerforum über ein gemeinsames Bürgerfest am 28. April.

Am Schlagbaum wurden die Mähringer von einer tschechischen Delegation empfangen. Offizieller Empfang und Bewirtung waren im Promenhofer Wirtshaus. Vom Vorsitzenden des Bürgerforums wurden sie begrüßt. Der Vorsitzende der Interessengemeinschaft, Alfred Schneider, stellte die Mähringer Delegation vor. Bürgermeister Karl Bach erinnerte an die früheren guten Beziehungen zwischen beiden Orten. Er dankte der Interessengemeinachaft für ihre Arbeit und sagte die Unterstützung der Gemeinde zu. Der
Burgemeister von Svatý Kiz, Heiligenkreuz, zu dessen Gemeinde Promenhof gehört, sagte, die Möglichkeiten zur Zusammenarbeit seien in der Vergangenheit begrenzt gewesen. Er freue sich über offene Grenzen und wünsche für die Zukunft eine gute Zusammenarbeit. Vom Bürgerforum waren die Gäste anschließend in Kyov/Khoau zum Mittagessen eingeladen.

In den Gesprächen einigte man sich auf ein Bürgerfest für die Orte Mähring und Promenhof am 28. April. "Herzliches
Zusammentreffen im Herzen Europas" wird das Motto sein.  An diesem Tag wird dann die Grenze für Fußgänger und Radfahrer geöffnet sein. Zwischen Mahring und Promenhof soll außerdem ein Bus pendeln. In Promemhof will das Bürgerforum  einen Brucktanz veranstalten. Dolmetscher sollen die Verständigung erleichtern. Für Wechselstuben, wo Geld zum offiziellen Kurs getauscht wird, sorgt das Bürgerforum.

Schwarztauschen lohne nicht, erklärten die Vertreter der Mähringer Interessengemeinschaft: In Promenhof gebe es nur ein  Wirtshaus und keine Geschäfte. Außerdem bestehe für viele Güter ein Ausfuhrverbot. Die Organisatoren glauben, dass auch zahlreiche Gäste außerhalb der Orte Mähring und Promenhof zum Bürgerfest kommen werden. Damit sich die Bewohner der beiden nahegelegenen Orte dennoch erkennen, erhalten sie ein Herz zum Anstecken.

Zu den Gesprächen am Sonntag wurden die Mähringer im Februar von Jiři Jenik eingeladen, als man sich am Schlagbaum traf. In der ČSSR kümmerten sich Jenik und Hana Maravcová um die Organisation des  jüngsten Zusammentreffens.  Jenik verhandelte mit dem tschechischen Innenministerium.  Die Interessengemeinschaft trat an die Grenzpolizei Mähring heran. Diese erhielt vom Grenzbeauftragten aus Furth im Wald grünes Licht.

Am Sonntagnachmittag hieß es wieder Abschied nehmen. AmSchlagbaum spielte der Bürgermeister von Heiligenkreuz mit der Ziehharmonika böhmische Lieder. Gemeinsam wurde zu den Melodien gesungen - die einen sangen deutsch, die anderen tschechisch. Um 15 Uhr ging der Schlagbaum wieder hoch und wurde nach dem Abschied geschlossen.

Er wird aber nicht lange zu bleiben. In drei Wochen wird der Gegenbeusch aus Promenhof erwartet. Neben Gesprächen und einer Besichtigung Mährings steht ein gemütlicher Unterhaltungsnachmittag auf dem  Programm. Begeistert zeigten sich die Mähringer über die Gastfreundschaft in der CSSR und über die gute Zusammenarbeit mit den deutschen und tschechischen Behörden.
Thomas Scharnagl
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